Geschichte der Ehe - wessen Idee war das eigentlich?

Die Ehe ist trotz zurückgehender Ehe- und steigender Scheidungsraten in der Öffentlichkeit so präsent wie je zuvor. Alle Märchen enden mit einer Trauung, königliche Hochzeiten dominieren Monate vor und nach dem Event die Medien.. Kein Wunder, dass selbst kleine Kinder schon von ihrem eigenen großen Tag träumen. Viele religiöse und weltliche Institutionen erheben einen Anspruch, die Regeln einer "richtigen" Ehe festlegen zu können - aber haben sie dazu ein Recht? Gibt es die eine richtige Form der Ehe? Wessen Idee war dieser ganze Firlefanz eigentlich? Wir haben uns in den Tiefen der Geschichte auf die Suche gemacht und unsere Ergebnisse zusammengetragen: So entwickelte sich die Ehe in den deutschen Landen.


Das Konzept der Ehe gibt es schon länger als Menschen überliefert können, weswegen über ihre Anfangsformen nur Theorien aufgestellt werden können. Wahrscheinlich gab es in den frühsten Tagen der Menschheit freie, wechselnde Partnerschaften, aus denen sich allmählich die Gruppenehe entwickelte. Fast jede Kultur hat eine Form der Ehe entwickelt, nur beim Thema Monogamie scheiden sich die Geister. Wie dem auch sei, in vielen Teilen des antiken Europas wurde die Ehe als Vertrag zwischen zwei Menschen unterschiedlichen Geschlechts mit dem Ziel der Reproduktion verstanden.

Unsere Vorstellung der heutigen Ehe wurde größtenteils vom Christentum geformt, obwohl die Christen weder die Ehe erfunden haben, noch ein Monopol auf ihr besitzen. Das Christentum entstand in den Jahrzehnten nach Jesu Tod (ca. 30-100 n. Chr.), wobei die Urgemeinde (Jesu Wünschen entsprechend) keine eigene Religion gründen wollte, sondern nur eine Teilgruppe des zersplitterten Judentum war. Im Laufe der Jahre verbreitete sich diese Gruppierung in Israel und im römisch beherrschten Ausland, wodurch sich aber Konflikte mit den anderen jüdischen Gruppierungen verschärften, bis die christliche Sekte sich schließlich von ihren Ursprüngen löste und über die nächsten Jahrtausende ihr Bestes gab, ihre Herkunft zu ignorieren. Während die Christen sich in der antiken Welt verbreiteten und im römischen Reich und in Griechenland noch mehr Konflikte mit den vorherrschenden Religionen und Machthabern verursachten, brachten sie auch ein neues Konzept der Ehe mit.

In der griechisch-römischen Kultur galten nur die Kinder als legitime Erben, die aus öffentlich geschlossenen Ehen (zwischen Mitgliedern des selben sozialen Standes) stammten. Das bedeutete aber nicht, dass Männer nicht außerhalb ihrer Ehe Partnerschaften führen und Kinder zeugen durften - Sexualität war in der Ehe (mit Ausnahme der Zeugung der Kinder) in Rom sogar verpönt. Der (noble) Mann unterhielt Beziehungen mit mindestens zwei Partnerinnen: Die Ehefrau war seine geistige Partnerin, die sich um Familie und Haushalt sorgte, und seine Geliebte - eine Frau aus einem anderen Stand, eine Prostituierte oder eine Sklavin - war seine sexuelle Partnerin. In diese Welt grub sich das Christentum ein und erreichte - nach einer Menge Herumprobieren, Konvertieren und mehreren unangenehmen Begegnungen mit dem Circus - den Aufstieg zur Staatsreligion unter dem römischen Kaiser Konstantin. 

Die christliche Eheversion der späten Antike und des frühen, frühen Mittelalters war ein öffentlich-weltlicher Vertrag. Die kirchliche Zeremonie war optional, und während ihr beschwor der Pfarrer nur den Segen Gottes auf eine bereits geschlossene Vereinigung hinunter. Das Christentum schaffte, woran das römische Reich so spektakulär gescheitert war: es dehnte seine Fühler vorsichtig nach Germanien aus und eroberte die dunklen Teile der Karte jenseits des Limes, wo es sich noch viele Jahre langsam und qualvoll gegen die bestehenden Traditionen beweisen musste. 

Die Germanen hatten, trotz ihres Standes als simple, kulturlose Barbaren, bereits ihre eigenen Ehetraditionen entwickelt, und dabei gleich mehrere: Bei der Muntehe wechselte die Frau aus ihrer Sippe in die ihres Zukünftigen, wofür dieser einen sogenannten Muntschatz bezahlte, mit dem sich die Frau im Falle ihrer Verwitwung absichern konnte. Während der Zeremonie überreichte die Frau ihrem neuen Mann ein Schwert, um die Schutzpflicht des neuen Ehemannes zu symbolisieren. Durch diese Form der Eheschließung konnten sich zwei Sippen aus politischen und wirtschaftlichen Interessen zusammenschließen - Liebe hatte mit der Angelegenheit nichts zu tun. Die zwei anderen Eheformen, die Fiedelehe und die Kebsehe, konnten neben der Muntehe existieren, boten aber keine Absicherung für die Braut, weil dem Ehemann keinerlei Verpflichtungen zufielen. 

Nach der öffentlichen, feierlichen Trauungszeremonie war die Ehe erst geschlossen, wenn die gesamte Gesellschaft sich mit dem frischgebackenen Paar in die gute Stube zwängten und die Eheleute vor ihnen gemeinsam das Ehebett beschritten und die Decke über sich ausbreiteten. 

Ab dem 13. Jahrhundert setzte die Kirche ihre Machtposition in der Ehefrage durch. Das Eherecht wurde eine geistliche Sache und ein Sakrament: nur wer von einem Priester vor Gott vereint wurde, durfte als Ehepaar leben, ansonsten wurde das frevlerische Paar aus der Heimat verstoßen und von dem zuständigen Bischof nach dessen Ermessen bestraft. Ehen waren eine Zweckgemeinschaft, die der finanziellen Absicherung der Frau und der Kinder dienten und dafür sorgten, dass die dummen, zum Sünden geneigten Frauen ein anständiges Leben unter der liebevollen Faust ihres Mannes führten. Falls die Eheleute ihrer Umwelt trotzen und älter als vierzig werden sollten, hatten sie sich außerdem Pfleger sichergestellt, die sie umsorgen konnten (falls die Kinder auch so alt geworden sein sollten). Die Ehe galt im keuschen Mittelalter als minderwertig gegenüber dem erstrebenswerten zölibatären Leben der Priester und Ordensmitglieder - ein notwendiges Übel, das das Fortleben der unwürdigen Verdammten auf Gottes grüner Erde garantierte.

Im 16. Jahrhundert hatte Martin Luther eine ganze Reihe von Problemen mit der Katholischen Kirche, unter anderem, dass er als zölibatärer Priester seine Geliebte, eine zölibatäre Nonne, nicht heiraten durfte. Er reformierte also neben dem Glauben und dem Leben nach dem Tod auch das Eherecht, setzte das Zölibat außer Kraft und führte die Scheidung ein, wie es bereits Heinrich der VIII mit anderen Beweggründen getan hatte.

Das Konzept der Zweckgemeinschaft blieb allerdings bestehen, und die Hochzeit aus Liebe wurde erst im 18. Jahrhundert berühmt und berüchtigt. Das 18. Jahrhundert war eine Zeit des politischen, wirtschaftlichen und sozialen Umbruch und Epoche der Romantik, die nicht ohne Grund diesen Namen trägt. Mit der französischen Revolution und Napoleon wurden in den Völkern Europas Hoffnungen auf Demokratie und Gleichheit wach, die so schnell wie sie aufkommen wieder ausgestampft wurden - im Falle der französischen Revolution (die ihre fortschrittlichen Ideale mit Gewalt an den Mann brachte) durch Napoleon, im Falle Napoleons (der seine fortschrittlichen Ideale mit Gewalt an den Mann brachte, aber dafür auf einer größeren Skala) durch den Wiener Kongress, der die durch ihn in den deutschen Landen eingeführte staatliche Zivilehe gleich wieder rückgängig machte. In der kurzlebigen deutschen Revolution von 1848 bäumte sich die Zivilehe noch einmal auf und ließ sogar Menschen verschiedener Religionen sich binden, wurde kurz darauf aber auf den Barrikaden vom besorgten preußischen Militär niedergeschossen.

Es dauerte bis zum Zusammenschluss des deutschen Reiches, dass hierzulande der nächste (erfolgreiche) Versuch, die Ehe zur Sache des Staats zu machen, unternommen wurde. Bismarck hatte mit einem beeindruckenden Netz aus Intrigen den Großteil der deutschen Staaten zu einem Reich unter seinem König, Wilhelm I, vereint. Weil sich das Reich in keinem Krieg befand und es nicht genug brennende Probleme gab, stachelte Bismarck Konflikte mit den Sozialisten und Katholiken an. Im sogenannten Kulturkampf (1874/75) bewies Bismarck der unfehlbaren Mutter Kirche seine Überlegenheit, indem er die Zivilehe wieder einführte und die Rechte der Priester und Bischöfe Deutschlands erheblich einschränkte. Die Ehe war im Kaiserreich Sache des Staates.

Nach dessen Untergang durch den ersten Weltkrieg, den wilden, wilden Zwanzigern und dem (unvermeidbaren?) Absturz in den Faschismus wurden der Eheschließung neue Regeln auferlegt. 1935 wurde die Ehe zwischen Juden und "Ariern" verboten, und sichergestellt, dass alle als krankhaft angesehenen Menschen nicht reproduzieren würden. Ziel war, dass die Ehen "reinrassige", "gesunde", "deutsche" Kinder für den Führer produzierten, damit er immer genug Soldaten zum Verfeuern haben würde - weswegen kinderreiche Ehen auch entsprechend entlohnt wurden.

Nach Ende des zweiten Weltkriegs wurden die nationalsozialistischen Gesetze aufgehoben. Die klassische patriarchalische Ehe dominierte wie in vielen anderen Teilen der Welt, bis die sexuelle Revolution der 70er frischen Wind in das prüde Deutschland brachte: Weniger junge Menschen heirateten, die Scheidungsrate stieg, die Antibabypille hieb eine gewaltige Kerbe in die Geburtenrate. Nichteheliche und eheliche Kinder werden gesetzlich gleichgestellt und politische Unruhen brachen in ganz Deutschland aus, dafür begannen die Frauen wieder, sich zu emanzipieren und die Ehe in die Richtung einer Partnerschaft zweier gleichberechtigter Erwachsener zu lenken.

2001 wurde in Deutschland die eingetragene Partnerschaft für gleichgeschlechtliche Partner erlaubt, die fast wie eine Ehe aussieht, wenn sie nicht aus nächster Nähe betrachtet wird. In der Realität war sie aber nicht mit der heterosexuellen Ehe gleichgestellt (gemeinsame Adoption war beispielsweise nicht erlaubt: einem Elternteil blieben die Rechte auf das gemeinsame Kind verwehrt). Jahrelang wurde, zum Ärger des konservativen Flügel des Bundestags, für die endgültige rechtliche Gleichstellung protestiert - bis 2017 nach heißen Diskussionen der Bundestag die Ehe für alle durchsetzte.

Die Ehe hat einen langen Weg zurückgelegt, bis sie ihre heutige Form erreicht hat. Obwohl sie jahrhundertelang vielen jungen Männern und Frauen Probleme bereitet hat, steht sie heute (in Deutschland) für einen großen Schritt, den zwei Liebende gehen, wenn sie ihr Leben zusammenschließen wollen. Wenn Sie im Begriff sind, diesen Schritt zu gehen: Herzlichen Glückwunsch! Es werden viele glückliche Jahre auf Sie zukommen. Alles Gute bei dieser historischen Entscheidung wünscht Ihnen die mobydisc Hochzeit DJs.